Strassenverkehr in Thailand Teil: II

Praxisbericht eines langjährigen Krankenhausmitarbeiters in mehreren Folgen.

Gastbeitrag von Manfred Kluge. Bei einem Verkehrsunfall ist der Farang meistens Schuld, auch wenn der thailändische Unfallgegner halbblind (vor allem bei älteren Fahrern auf dem Land nicht selten), oder wenn er betrunken war und natürlich nicht im Besitz eines Führerscheins. Dies hat sich in den letzten Jahren gebessert, aber immer noch haben 50% aller Motorradfahrer kein gültiges Papier und sehr oft auch keine Versicherung. In der Regel erscheint dann die Polizei, befragt die Beteiligten und erstellt dann einen Unfallbericht, natürlich auf Thai, und lädt dann die Unfallbeteiligten kurze Zeit später auf die örtliche Polizeistation vor, um den Fall zu “regeln”, wie es so schön heisst, und den Farang auffordert -nur der Form halber natürlich!-, dieses Protokoll zu unterschreiben. Abgesehen davon, dass dieses Papier handschriftlich auf Thai verfasst ist, enthält es meist auch eine Notiz des Polizeibeamten über die Schuldfrage. Dabei ist es üblich, dass der Farang immer Schuld hat, wie bereits erwähnt, auch wenn der Unfallgegner sich eindeutig rechtswidrig verhalten und natürlich keinen Führerschein hat. Daher ist hier der gute Rat am Platz: Finger weg, nichts unterschreiben, allenfalls einen Vermerk in Englisch “protocol incorrect, signature refused”, eine Kopie verlangen und damit zu einem Anwalt oder auf das deutsche Konsulat zu gehen zur weiteren Beratung. Meist wird auch der “verständnisvolle” Polizeibeamte vorschlagen, den Fall direkt vor Ort zu regeln zur Begleichung des materiellen und körperlichen Schadens gegen Zahlung einer meist erheblichen Summe in Höhe von mehreren thailändischen Monatsgehältern (ein aktuelles Monatsgehalt beträgt im Mittel 10.000 Baht). Auch hier gilt: keinen Baht zahlen ohne vorherige Beratung mit den kompetenten Stellen und keinesfalls Originaldokumente hinterlegen wie z.B. den Reisepass! Hauptsache ist: höflich bleiben, aber knallhart und unnachgiebig gegenüber allen Überredungsversuchen, man “müsse jetzt aber zahlen und unterschreiben”, so sei das Gesetz.

Damit schliessen wir das Kapitel “Unfälle” ab und kommen zu den normalen Krankheitsfällen, ob nun plötzlich und ungeplant oder längerfristig vorhersehbar. Grundsätzlich gilt hier: ab dem Alter von fünfzig sollte der jährliche Gesundheitscheck eine Selbstverständlichkeit sein. Ganz einfach ausgedrückt: wer bei der Vorsorge spart, zahlt später doppelt, vor allem bei verschleppten oder unentdeckten Krankheiten. Eine Blutdruckmessung, ein Sehtest, ein Blutbild, ein Urintest, eine Stuhlprobe, eine Röntgenaufnahme des Thorax, ein EKG und ggf. eine Ultraschallaufnahme des Abdomens können wichtige Hinweise geben auf sich anbahnendes Unheil. Internationale Hospitäler, hier vor allem das Chiang Mai Ram, bieten noch dazu hilfreiche Dolmetscherdienste in allen möglichen Sprachen an, damit der geneigte Patient das Gespräch mit dem Arzt und die Untersuchungsergebnisse auch genau versteht und die nötigen Schlussfolgerungen daraus ziehen kann – wenn er/sie denn hören will, was leider auch nicht bei allen Patienten der Fall ist.

Aber wie dem auch sei, jeder von uns wird krank, ”cotidie morimur, wir sterben jeden Tag”, wie schon die Römer wussten, und mit zunehmendem Alter treten die berühmten drei Problemkreise auf: DM, HT und DLM sind die Kürzel in der Ärztesprache, also Diabetes, Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte, zusammen mit den typischen Notfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, die meist als Folge dieser langfristigen Morbiditäten auftreten, jedoch oft nicht ernst genug genommen werden, manchmal aus Furcht, manchmal aus Ignoranz, die Gründe sind verschieden. Dies ist, wohlgemerkt, das Erscheinungsbild bei den sogenannten “westlichen” Patienten, das Bild bei den Thais sieht meist völlig anders aus, denn die thailändischen Patienten warten meist sehr lange, bis sie einen Arzt aufsuchen, in der Regel aus Geldmangel; viele gehen auch aus Aberglauben erst einmal zum örtlichen Wahrsager, bevor sie etwas unternehmen oder kaufen einige pflanzliche Medikamente, die ebenfalls billiger sind als die chemischen aus der Wunderküche der internationalen Pharmazie.

Diejenigen Patienten, welche sogenannte Vorerkrankungen haben und ständig ärztliche Überwachung und Medikamente benötigen, haben es normalerweise schwer, eine Absicherung über eine private Krankenversicherung zu bekommen und wenn, dann sind diese Policen entweder sehr teuer oder sie schliessen von vornherein ebendiese Erkrankungen aus. Dies lässt sich dadurch lösen, dass man eine Police abschliesst nur für stationäre Behandlungen und somit alle ambulanten Untersuchungen, Medikamente etc. aus der eigenen Tasche bezahlen muss. Grundsätzlich gilt: deutsche und europäische Versicherer sind in der Regel sehr nachsichtig, während britische und amerikanische Gesellschaften ausserordentlich misstrauisch sind und vor Vertragsabschluss auf jeden Fall eine Gesundheitsprüfung verlangen und bei Vorliegen von “pre-existing conditions” diese Vorerkrankungen von vornherein vom Vertrag ausschliessen. Konkrete Namen können wir hier aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht nennen, wie auch ein Krankenhaus offiziell keine Beratung geben darf zur Auswahl der ein oder anderen Versicherung.

Wir hoffen, mit diesen Berichten und Hinweisen unseren Lesern einige erste wichtige Hinweise gegeben zu haben; Fortsetzung folgt!

Ein Gedanke zu „Strassenverkehr in Thailand Teil: II“

  1. Als Diabetiker Typ1 wollte mich auch keine deutsch Krankenversicherung ohne enorme Beiträge haben. Zum Glück kam ich in meiner Lehre in eine Gesetzliche, die mich zeitlebens nicht rausschmeißen konnte. Meine Medikamente bekomme ih von Bekannten geschickt, die auch die Arztbesuche erledigen. Hier in Thailand ist sie nicht zuständig, also muss ich alles selbst bezahlen.
    Ich kam nach Thailand mit 69. Jetzt bin ich 80 und sehe angeblich aus wie 20 Jahre jünger. Aber das interessiert keine Versicherung. Eine Thai-Versicherung würde mich jährlich 800.000,- Baht kosten, das wäre eine monatliche Belastung von 1.800,- Euro. Das ist mehr, als eine durchschnittliche Rente. Zudem – darauf hat der Autor hingewiesen – sind alle chronischen Erkrankungen ausgeschlossen. Also vergessen!
    All meine in Thailand aufgetretenen Beschwerden (Bagatellen) und auch die Graue-Star Op bezahle ich gern selbst. Das sind Trinkgelder im Vergleich zu Versicherungs-Beiträgen.

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